Sergiu Celibidache wurde am 11. Juli 1912 (nach dem damals in Rumänien gültigen julianischen Kalender am 28. Juni 1912) in Roman geboren. Aufgewachsen in der moldawischen Stadt Iassy, erhielt er schon früh ersten Klavierunterricht und interessierte sich sehr bald auch für den musikalischen Satz.
Nach einigen Studienjahren der Mathematik, Philosophie und Musik,noch in Iassy, dann in Bukarest und Paris, kam er 1936 nach Deutschland, um an der Berliner Musikhochschule Kompositionsunterricht zu nehmen (Lehrer Heinz Tiessen). Zwei Jahre später inskribierte er sich im Fach Dirigieren bei Walter Gmeindl. An der Friedrich-Wilhelm-Universität setzte sich der Student Celibidache auch mit musikwissenschaftlichen Fragen (Lehrer Arnold Schering und Georg Schünemann) und philosophischen Prinzipien auseinander (Lehrer Nicolai Hartmann und Eduard Spranger). Die Ausarbeitung einer musikwissenschaftlichen Dissertation über Josquin des Prés schloß sich an. Etwa gleichzeitig fühlte sich der universell gebildete und interessierte junge Mann auch sehr stark zum Buddhismus und Zen-Buddhismus hingezogen. Durch Martin Steinke, seinen maßgeblichen Lehrer,erfuhr er, wo die Grenzen des Denkens liegen bzw. was in der Musik gedacht werden kann und was nicht.
Nach Kriegsende und dem jähen Tod durch Leo Borchard im Sommer 1945 übernahm Celibidache, sozusagen von der Hochschulbank weg, das Berliner Philharmonische Orchester, dessen Leitung er bis 1952 innehatte. Die Begegnungen mit Wilhelm Furtwängler, der großen Musikerpersönlichkeit, waren für den jungen rumänischen Dirigenten von entscheidender Bedeutung.
Mit voller Absicht hat Sergiu Celibidache seit seinem Weggang von den "Berlinern" alle Institutionen gemieden, die glaubten, mit bloßer Routine auskommen zu können. Statt dessen arbeitete er immer, allerdings in nie ganz festen Bindungen, mit Orchestern zusammen, die ihm ausreichend Zeit zum Probieren gemäß seinen Vorstellungen von Musik geboten haben.
Im Juni 1979 wurde Celibidache künstlerischer Leiter der Münchner Philharmoniker und Generalmusikdirektor der Landeshauptstadt München. Die "Münchner" waren das einzige Orchester, das der Maestro noch dirigierte. Eine der ganz raren Ausnahmen galt Ende März 1992 zwei Benefizkonzerten mit den Berliner Philharmonikern, an deren Pult er nach der für ihn enttäuschenden Wahl Herbert von Karajans in der Furtwängler-Nachfolge zum letzten Mal am 29. November 1954 gestanden hatte.
Von den zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen für den Maestro seien nur die Ernennung zum Professor ehrenhalber der Bundeshauptstadt Berlin und die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens erwähnt sowie die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Iassy und des "Doktor honoris causa" der dortigen Kunstakademie. Zu seinem 80. Geburtstag wurde Sergiu Celibidache mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Ehrenbürgerwürde der Landeshauptstadt München geehrt.
Sergiu Celibidache war Anhänger von Sai Baba und gehörte zu jenen Gnostikern, die den Zugang zur Wirklichkeit über Sprache, Schrift und Denkprozeß abstreiten. Er hatte eine weit gespannte pädagogische Tätigkeit entwickelt (z.a. Lehrauftrag an den Universitäten Mainz und München über "Musikalische Phänomenologie") und betrachtete das Lehren als das höchste menschliche Tun. Er starb am 14. August 1996 in der Nähe von Paris.
Aus dem Programmheft der Münchner Philharmoniker.